Die Heidschnucken schlagen den Meister vor über 1000 Zuschauern

Es war ein Eishockeykrimi mit dem besseren Ende für den Adendorfer EC. Vor über 1000 Zuschauern gelang es den Heidschnucken, angeführt von einem bärenstarken Andreas Bierzahn im Kasten, den amtierenden Meister aus Braunlage zu schlagen. Allerdings musste man dafür die Extrameile gehen: Die Entscheidung fiel erst im Penaltyschiessen.

Nach dem eher Arbeitssieg zu verbuchenden Erfolg gegen die Beach Devils, am Freitag der Vorwoche, kam mit den Harzer Falken der amtierende Meister ins Walter-Maack-Eisstadion. Noch vor der Runde waren die Braunlager wieder als der Topfavoriten gehandelt worden, doch im Gegensatz zu Vorsaison scheint bei den Harzern noch ein wenig Sand im Getriebe zu stecken. Nachdem man in der letzten Spielzeit den AEC in allen sechs Spielen besiegen konnte, gingen beide Vorbereitungsspiele im Oktober an die Heidschnucken. Auch der bisherige Saisonverlauf lässt Luft nach oben: Ein Punktverlust in Timmendorf und eine Niederlage beim HSV waren wohl eher nicht eingeplant. Lichtblick bleibt aber immer noch der knappe 1:0-Erfolg bei Tabellenführer Salzgitter.

Auch vor dem Spiel in Adendorf gab es bei den Gästen ein paar Personalprobleme: Neben dem langzeitverletzten Dennis Arnold, musste Falken-Coach Jozef Potac auf Ruven Bannach, Erik Pipp, Patrik Franz und Jakub Wiecki verzichten. Allerdings hat der Meister soviel Qualität im Kader, dass man das Fehlen durchaus ausgleichen kann. Soviel zum Gegner.

Beim AEC konnte Coach Troy Stephens fast aus dem vollen schöpfen. Lediglich Verteidiger Max Petersen meldete sich kurzfristig krank ab. Rasid Saitov blieb damit, wie schon gegen Timmendorf in der dritten Verteidigungsreihe.

Hatte es vor einer Woche noch in den ersten Minuten ein langes Abtasten gegeben so zeigten sich Harzer deutlich angriffslustiger. Bereits von Minute eins ging es mit Vollgas auf den Kasten von Andreas Bierzahn, der auch bereits früh eingreifen musste. Das angeschlagene Tempo forderte auch sogleich seinen Tribut, denn Dmytro Demianiuk musste für zwei Minuten in die Kühlbox. Im Anschließenden Unterzahlspiel zeigte sich dann aber der AEC von der besten Seite. Mit aggressiver Defensive und einigen geblockten Schüssen, ließ man die Gäste nicht einmal zu „Ando“ Bierzahn durchkommen.

Nach dem erfolgreichen Penaltykilling durfte sich dann auch der AEC endlich offensiv in Szene setzten. Domantas Cypas prüfte Falken-Keeper Taylor Dupuis erstmals mit einem Fernschuss. Wenig später verfehlte man nur knapp, lief aber prompt in einen Konter. Regan Nagy, Topscorer der Gäste, scheiterte aber an Bierzahn (5.). Der Kanadier blieb auch im weiteren Spielverlauf ein kaum zu bändigender Unruheherd und hatte nur zwei Minuten später eine Doppelchance, fand aber wieder keinen Weg vorbei am Adendorfer Schlussmann.

Im Gegenzug kombinierte der AEC dann richtig gut. Domantas Cypas fand Viktor Andrushchenko, der schnell an David Tomecko weiterleitete. Adendorfs Nummer 20 zog mit Tempo Richtung Tor und legte dann zum eingelaufenen Cypas rüber. Zwar wurde Davids Vorlage noch abgefälscht, was sie vermutlich noch unangenehmer für Dupuis machte, aber Domantas brachte die Scheibe über die Linie, für die umjubelte Führung für den AEC.

Doch ausruhen konnten die Hausherren damit definitiv nicht. Schon zwei Minuten später musste der Torschütze in die Kühlbox, aber seine Kollegen zeigten sich wieder gut aufgelegt, wobei das Braunlager Powerplay einfach noch viel statisch wirkte.

Nachdem Domantas, kaum aus der Box zurückgekehrt, einen zu harten Check setzte, kam es im Anschluss zum Austausch schlagkräftiger Argumente. Resultat war zum einen, dass der AEC seine erste Powerplaychance bekam, und Falke Andreas Bippus sich mit einer Spieldauerstrafe direkt unter die Dusche verabschiedete.

War das Überzahlspiel in der vergangenen Woche noch die entscheidende Stärke gewesen, so kam man gegen den aggressiven ECH kaum in die Aufstellung. Lediglich ein Schuss von Kapitän Vadim Kulabuchov gefährdete das Gehäuse von Taylor Dupuis, verfehlte aber das Ziel.

Nachdem die Gäste wieder komplett waren ging es wieder mit Volldampf Richtung Bierzahn. Leider mit Erfolg. Ein Pass rutsche unter einem Verteidigerschläger durch und Davide Vinci stand blank vor „Ando“ und ließ sich nicht lange bitten (15.).

Die Falken rochen nun Morgenluft und drängten auf die Führung. So konnte Bierzahn, den einschussbereiten Puck, gerade noch von der Linie kratzen. Doch die Druckphase der Gäste verpuffte dann noch vor Ende des Drittels, denn unvermittelt gab der AEC noch einmal Gas. Allerdings sprang hier nur eine gute Möglichkeit heraus, als in den Schlusssekunden der Puck im Harzer Torraum unkontrolliert herumirrte.

Der AEC kam besser in den zweiten Durchgang, kam aber lediglich durch Einzelaktionen zu Abschlüssen. „Dima“ Demianiuk fand dabei in Dupuis seinen Meister (22.) und Pascal Heitmann traf nur das Außennetz (24.). Doch ein geregeltes Aufbauspiel blieb meist an der blauen Linie der Harzer hängen, welche im weiteren Verlauf wieder stärker wurden. Mit den unnötigen Puckverlusten baute man den Gegner weiter auf und „Ando“ musste wieder öfter zupacken.

So brauchte es wieder ein Solo von „Dima“, der die nächste Chance für die Hausherren auf dem Schläger hatte (32.), aber immerhin ein Powerplay herausholte. Doch an diesem Abend war Überzahl für Adendorf Gift. Vom Bully weg konterte Braunlage und scheiterte an sich selber, als man die freie Scheibe nicht im leeren Tor unterbringen konnte.

Auch der AEC ließ dann noch die Führung liegen: Demianiuk, Petermann und Andrushchenko vergaben bei personeller Überzahl aussichtsreich. Danach gab es dann wieder das alte Problem: Der Aufbau beim AEC blieb zu oft stecken. Gefährlich wurde es nur dann wenn ein Spieler die Harzer Mauer durchbrechen konnte, war dann aber meist auf sich allein gestellt. Die Falken konnten sich zwar spielerisch ins gegnerische Drittel kombinieren, profitierten aber auch oft von den ungenauen Pässen der Heidschnucken. So kam es noch zu einer Großchance für die Gäste, welche Bierzahn in höchster Not entschärfen musste.

Kurz vor Ende, des hektischen zweiten Durchgangs, kassierte Regan Nagy dann zwei Minuten in der Kühlbox. Da der Kanadier Referee Edler weiter zutextete, gab dieser ihm weitere 10 Minuten Bedenkzeit. Der auffälligste ECH-Stürmer war damit bis weit ins letzte Drittel zum Zuschauen verdammt.

Das anschließende Überzahlspiel brachte für den AEC dann wenig ein. Lediglich ein Schuss fand den Weg Richtung Tor.

Im letzten Abschnitt begann der AEC noch mit einem Mann mehr auf dem Eis und zeigte sich nun strukturierter. Man kam schnell in die Aufstellung und ließ den Puck nun gut zirkulieren. Allerdings nahmen die Falken auch die Schusslinien konsequent weg, so das lediglich ein gefährliche Situation vor dem Gästekasten heraussprang.

Nach Ablauf der Strafe blieben die Gäste weiter passiv und standen tief in der Deckung. Eine Taktik, die schon die Beach Devils in der letzten Woche, nutzten und dem AEC schon da arge Probleme bereitete. Die Falken ließen den AEC anrennen und warteten auf Konter. Bereits in Minute 43. bot sich so Nico Ehmann die Riesenmöglichkeit zum 2:1, doch wieder löschte Bierzahn für seine Vorderleute.

Chancen für den AEC blieben hingegen Mangelware. Domantas Cypas konnte lediglich mit zwei Einzelaktionen Dupuis wieder zu Paraden zwingen. Nachdem Kamil Hajsman gelegt wurde, durfte die Hausherren noch einmal in Überzahl ran, die aber nichts einbrachte. Ein abgefälschter Schuss in Minute 49. sollte die beste Einschussmöglichkeit des AEC für den Rest der regulären Spielzeit bleiben.

Die Schlussphase der Partie blieb hektisch und nervös. Bei beiden Teams ging dabei spielerisch wenig zusammen. Der Kampf um den Puck hatte Priorität, denn jeder Fehler in diesem Match konnte jetzt die Niederlage bedeuten. Als Ruslan Cenrych in Minute 56 sich eine unnötige Strafe einhandelte, dürfte daher so manchem der AEC-Anhänger Angst und bange geworden sein. Doch mit viel Einsatz und Willen gelang es auch diese Situation zu überstehen.

In den Schlusssekunden prüfte dann Cypas ein letztes Mal Dupuis, während die Falken „Ando“ Bierzahn noch eine Parade abforderten. Danach waren die 60 Minuten abgelaufen. Am „Abend der vergebenen Chancen“ ging es damit für den AEC erstmals in die Overtime.

Bei 3 gegen 3, mit dem sicheren Punkt im Rücken, war der AEC dann das Team mit den besseren Möglichkeiten. Die beste bot sich kurz vor Ende, doch Viktor Andrushchenko kam auch hier wieder nicht an Dupuis vorbei. So musste nach 65 gespielten Minuten der finale Showdown entscheiden: Penaltyschiessen.

Hier zeigte sich der AEC treffsicherer. Demianiuk und Hajsman versenkten ihre Versuche sicher, während Bierzahn bereits den ersten Penalty von Davide Vinci entschärfte, aber gegen Schirmacher das Nachsehen hatte. So musste Viktor Andrushchenko nur noch seinen Versuch versenken, was dieser unter lautem Jubel auch tat.

Sieg! Ehrenrunde! Jungs, das habt ihr euch heute wirklich verdient!

Der AEC sackte damit auch den Zusatzpunkt ein und konnte, erstmals seit Januar 2014, Braunlage wieder in einem Pflichtspiel bezwingen. Dieser Sieg reichte zwar nicht um sich an den Falken in der Tabelle vorbeizuschieben, aber diese zwei Punkte machen Mut für die kommenden Aufgaben.

 

7 in the books, 21 to go.

 

Am Samstag gab es zeitgleich eine weitere Partie: Schlusslicht Wunstorf forderte hier die Jadehaie aus Sande und war knapp davor die Sensation zu schaffen. Denn im letzten Drittel führten die Lions zwischenzeitlich sogar mit 5:3, verloren dann aber doch noch mit 5:7. Sande konnte mit diesem Arbeitssieg den zweiten Rang festigen.

Für den AEC geht es dann am kommenden Freitag beim HSV weiter. Im Palast der Winde zu St. Ellingen kommt es dann zum ersten Aufeinandertreffen gegen die Rautenträger in dieser Saison.

 

Adendorfer EC - EC Harzer Falken 2:1 PS (1:1,0:0,0:0,0:0,1:0)
Drittel Zeit Tor     Team Torschütze 1. Assist 2. Assist
1 06:34 1:0   EQ AEC CYPAS TOMECKO ANDRUSHCHENKO
1 14:03 1:1   EQ HFA VINCI KAFKA DEICH
SO 65:00 2:1 PS GWG EQ AEC ANDRUSHCHENKO    
 
Für den Adendorfer EC auf dem Eis: Andreas Bierzahn (Adam Beukeboom) – Wladislav Baumgardt, Marc Petermann, Ruslan Cernych, Yannick Henry, Rasid Saitov, Domantas Cypas – Dmytro Demianiuk, Benjamin Kosianski, Kamil Hajsman, David Tomecko, Simon Nilsson, Viktor Andrushchenko, Vadim Kulabuchov, Viktor Ladewig, Nicolai Hauslo, Tufan Salfeld, Boris Drozd, Pascal Heitmann.
1063
Schiedsrichter: Edler (Carl, Näht)
Schüsse aufs Tor: AEC 47 / HFA 43
Strafen: AEC 17 / HFA 49
PP: AEC 0/4 / HFA 0/4