Adendorf – Eishockey mit Tradition


Am Anfang stand noch nicht einmal eine Eishalle in Adendorf. Mitte der 1970ger Jahre wurde mit dem Bau einer unüberdachten Eisfläche der Grundstein für das Adendorfer Eishockey gelegt. Der ortsansässige TSV Adendorf gründete im Jahr 1979 eine eigene Eishockeyabteilung und aus der Eisfläche wurde das Adendorfer Eisstadion. 1994 zogen dunkle Wolken auf. Nachdem der TSV-Vorstand, auf Grund einer Unterdeckung des Etats, die Meldung für die Oberliga zu spät zurückzog, sperrte der DEB die 1. Herrenmannschaft. Als Folge gründete sich am 21. Juli 1994 der Adendorfer Eishockey Club, kurz „AEC“.

Der AEC hatte einen guten Start in seiner ersten Saison und wurde Meister der Regionalliga und stieg in der folgenden Relegation in die 2. Liga Nord auf. In der Vorrunde der Saison 1995/96 konnte man einen guten vierten Platz belegen, rutschte allerdings in der Aufstiegsrunde auf den achten Platz ab. Nachdem der Hauptsponsor 1996 zahlungsunfähig ausfiel entging der Verein nur knapp dem finanziellen Aus. Sportlich konnte der sechste Platz erreicht werden, in den Playoffs musste man sich dem REV Bremerhaven geschlagen geben. Nach der Neustrukturierung der Ligen startete der AEC in der 1. Liga Nord, der damaligen zweithöchsten deutschen Spielklasse. Zwar verpasste man den Klassenerhalt, konnte aber in der folgenden Saison die Liga sicher halten.

In der Saison 1999/00 startete man nach der Auflösung der 1. Liga Nord in der drittklassigen Oberliga Nord. Die Saison unter Coach Josef Vimmer war äußerst erfolgreich, so konnte man nach der Vorrunde einen starken sechsten Platz vorweisen und schaltete in den anschließenden Playoffs völlig überraschend und deutlich die Ratinger Ice Aliens mit 3:0 Siegen vor ausverkauften Haus aus. Das anschließende Halbfinale gegen den EHC Straubing ging zwar verloren aber die Saison ging als die sportlich erfolgreichste in die Vereinsgeschichte ein. In der folgenden Saison konnte man zwar den Einzug in die Playoffs feiern,  verpasste dort aber eine erneute Überraschung gegen den ETC Crimmitschau. Im Sommer musste der Adendorfer EC, nach einem verlorenen Rechtsstreit gegen einen Ex-Trainer, Insolvenz anmelden.

Die Insolvenz machte eine Neugründung des Vereins notwendig und der Adendorfer Eissport Club wurde vor der Saison 2001/02 gegründet. Der Neustart in der Regionalliga Nord/Ost glückte und der AEC erreichte in der Vorrunde den dritten Platz, rutschte aber in der anschließenden Meisterrunde auf den siebten Rang ab. In den beiden folgenden beiden Spielzeiten konnte man sich ebenfalls für die Meisterrunde qualifizieren und den vierten bzw. elften Rang erreichen. Im Frühjahr 2004 wurde dem AEC ein Aufstieg in die drittklassige Oberliga Nord angeboten, der aber vom Vorstand ausgeschlagen wurde. Nach dem Sommer ging es mit neuer Führung und Trainer in die Saison 04/05. In der Vorrunde konnte man sich den vierten Rang sichern und zog wieder in die Runde der besten zwölf ein. Hier konnte der AEC sich als bestes Nordteam den fünften Platz sichern und sogar den hoch favorisierten späteren Meister Ratingen schlagen.

Die Saison 05/06 hingegen stand unter keinem guten Stern: nach einer katastrophalen Vorrunde verpasste der AEC die Meisterrunde und musste in die Relegation. Doch das auseinanderfallende Team war nicht mehr in der Lage den Abstieg zu verhindern und belegte nur den letzten Platz. Der sportliche Misserfolg und die damit verbundenen finanziellen Ausfälle (Zuschauereinbruch) führten dazu, dass im März 2006 die Insolvenz beantragt werden musste. Während der Eissportclub abgewickelt wurde, gründete sich bereits im Juli 2006 der zweite Adendorfer Eishockey Club um die sportliche Tradition seiner Vorgänger weiterzuführen.

Der sportliche Neuanfang in der Verbandsliga brachte in der Folgesaison die Vizemeisterschaft hinter Rivale Timmendorf und den damit verbundenen Wiederaufstieg in die Regionalliga Nord/Ost. Doch der Vertrauensverlust durch die wiederholte Insolvenz und der Absturz in die Verbandsliga hatten einen Zuschauerrückgang mit sich gebracht. Seit der Saison 07/08 in der Regionalliga Nord/Ost (ab 08/09 Nord) konnte durch eine defensive Transferpolitik und verstärkte Öffentlichkeitsarbeit sukzessive wieder ein Stammpublikum aufgebaut werden. Auch sportlich konnte sich der AEC wieder in der Spitzengruppe der Regionalliga etablieren. Die Ligenreform zur Saison 10/11 brachte die Oberliga zurück nach Adendorf und damit eine Eishockeyeuphorie. Über 900 Zuschauer pilgerten im Schnitt zu den Heimspielen in der drittklassigen Oberliga, in der der AEC nach gutem Start am Ende den zur Aufstiegsrunde benötigten zweiten Platz verpasste und Fünfter wurde. In der Relegation konnte er aber souverän den Klassenerhalt sichern. Der Start in die Saison 2011/12 verlief zunächst positiv, doch gingen in der Folge alle Vergleiche gegen die direkten Konkurrenten um die Aufstiegsrundenplätze verloren. In der folgenden Pokalrunde setzte man sich aber gegen die in der Vorrunde besser platzierten Teams durch und erreichte nach zwei deutlichen Siegen in den Finalspielen gegen die Hannover Braves die Qualifikation zum DEB-Pokal 2012/13. Vermeintlich, wie sich zeigen sollte. Denn weil der NEV einen DEB-Pokal-Platz zuviel ausgelobt hatte und der DEB sich stur stellte, musste der AEC am Ende zugucken. Immerhin konnte man sich in dieser Spielzeit als Vierter für die Meisterrunde qualifizieren, aber leider dort keine bessere Platzierung erreichen.

Die Saison 2013/14 spülte dann Zweitligaabsteiger Hannover Indians und den Deutschen Meister von 2010, die Hannover Scorpions, in die Liga. Wenig überraschend dominierten andere Teams die Liga und so war es wenig verwunderlich, dass der AEC mit Rang 7 die Meisterrunde deutlich verpasste. Immerhin konnte man den späteren Meister aus Hannover einmal mächtig überraschen, als man daheim mit 5:2 gewann. Nach der Saison zogen dann die Verantwortlichen des AEC die Notbremse, denn eine weitere hätte der AEC wohl finanziell nicht überlebt.

Alles auf Anfang“ lautete daher 2014/15 das Motto für den Neustart in der viertklassigen Regionalliga. Der AEC konnte sich hier schnell etablieren und wurde, mit nur zwei Punkten Rückstand auf die Spitze, Dritter in der Vorrunde. In den anschließenden Playoffs konnte man zunächst die United North Stars souverän aus dem Weg räumen. Doch im Halbfinale war dann leider Schluss. Trotz eines knappen Siegs in Bremen (4:3), lösten die Weserstars mit einem 7:9 in Adendorf das Finalticket.

2015/16 wurde es dann noch knapper: Der AEC gewann die Vorrunde knapp vor Bremen und hielt sich auch in der Meisterrunde zunächst schadlos. Das erste direkte Duell in Bremen ging nach Verlängerung an die Weserstars. Das Rückspiel war dann an Dramatik pur. Beim Stand von 2:2, knapp eine Minute vor der Schlusssirene, hatte der AEC die Riesenchance auf den Sieg. Doch statt der Führung kassierte man nur Sekunden später das 2:3, welches den Weserstars zu Titel reichte.

Nächstes Jahr, gleiches Spiel. Der AEC, 4. der Vorrunde, gegen Meister Bremen im Playoffhalbfinale. Bremen gewann, verdient wie man konstatieren musste.

Es folgte die Saison 2017/18. Platz drei in einer arg zusammengeschrumpften Liga nach der Vorrunde. Den Januar hatte man nur Niederlagen kassiert, zuvor schon den Coach ausgewechselt. Die Erwartungen an das Playoffhalbfinale bei Fans und Verantwortlichen waren trotz eines Erfolgs unmittelbar vor der KO-Runde gegen Meister und jetzigen Gegner Hamburger SV nicht sehr hoch. Noch weniger als man nach dem ersten Wochenende mit 0:2 in der Best-of-Five-Serie zurücklag. Umso erstaunlicher war es dann, dass es dem Team gelang die Serie auszugleichen und ein entscheidendes fünftes Spiel zu erzwingen. Bei klirrender Kälte, im „Palast der Winde“ zu Stellingen, lag man dort lange zurück und konnte erst kurz vor Ende ausgleichen. Was vor einer Woche noch unmöglich schien, wurde dann Wirklichkeit. Marlon Czernohous traf in der Overtime und entschied die Serie für den AEC. Im Finale warteten aber wieder einmal die Bremer. Auch wenn die Ergebnisse (4:7, 2:4, 4:5) auf dem Papier eine vermeintlich klare Sprache sprechen, so war der AEC doch ein unangenehmer Gegner für die erfolgsverwöhnten Weserstars.

Mit Sparkurs und ohne große Stars ging man in die nächste Saison, die wahrlich keine gute werden sollte. Mit reichlich Verletzungspech ausgestattet und zu wenig Offensivpower fand man sich überraschend, aber nicht unverdient, auf dem letzten Tabellenplatz wieder und verpasste die Playoffs klar. Dies sollte sich in der Spielzeit 2019/20 nicht wiederholen. Doch die frisch verpflichteten Spieler sollten nie ein Pflichtspiel auf dem Adendorfer Eis machen. Kurz vor Beginn der Runde wurde ein Schaden an der Kühlanlage des Eisstadions festgestellt, ein weiterer Mitte November 2019. Letzterer schaffte dann leider auch bittere Gewissheit: Kein Eishockey in dieser Saison! Während sich die Spieler in alle Winde zerstreuten, musste Geschäftsführer Finn Sonntag die Insolvenz der "Eissportspielbetriebs UG" melden, da keine Möglichkeit bestand, ohne Einnahmen, die anfallenden Ausgaben zu decken. Das nötige Insolvenzverfahren wurde, auch Dank der Zustimmung der Gläubigergemeinschaft, im Sommer 2020 erfolgreich beendet. Der AEC hätte damit 2020/21 wieder in der Regionalliga starten können, auch weil die Kühlanlage wieder lief.

Doch die Pandemie hatte die Welt in den Griff genommen und bereits dafür gesorgt, dass die Playoffs 2020 ausgefallen waren. So plante man zunächst zwar für eine normale Spielzeit und stellte ein talentiertes Team aufs Eis. Doch nach wenigen Testspielen unter "Coronaauflagen" führte die zweite Welle zur Absage der Regionalligarunde. 

Nach über zwei Jahren Wartezeit konnte der AEC dann im Oktober 2021 endlich sein Pflichtspielcomeback in der Regionalliga geben. In einem extrem engen Rennen um die Playoffplätze 3 und 4 entschied am Ende das um ein Tor bessere Torverhältnis zu Gunsten der Heidschnucken, was den alten Rivalen aus Timmendorf auf Rang 5 schob. Im Halbfinale kam es daher zum Duell gegen den Vorrundenersten, die Harzer Falken, welches glatt mit 0:2 (4:6 & 2:4) an den Gegner, und späteren Meister, ging.

In der Spielzeit 2022/23, welche wieder ohne Zuschauerbeschränkungen bestritten werden konnte, spielte der AEC dann eine starke Runde und sicherte sich frühzeitig die angepeilten Playoffs. Eine Leistung, die auch auf den Rängen spürbar wurde: Neun mal knackte man die Zuschauerzahl 1000 in der Hauptrunde. Allerdings reichte es sportlich wieder "nur" zum 4. Rang, was zur Wiederauflage des Vorjahreshalbfinals gegen die Falken führte. Hier nahm der AEC überraschend Revanche für das Vorjahr und kegelte den Favoriten mit 2:1 in der Serie (6:3, 0:5 & 3:2) aus dem Meisterschaftsrennen. Im anschließenden Finale musste man sich dann zwar den Jadehaie mit 0:2 geschlagen geben (1:5 & 4:7), konnte sich aber über einen tollen Zuschauerzuspruch in den Playoffs freuen. Zu beiden Heimspielen konnte man ausverkauft melden, zum ersten Mal seit über 20 Jahren!

Auch 2023/24 wurde es wieder der vierte Platz nach der Vorrunde, wobei man eine bessere Platzierung frühzeitig verspielte. So ging es im Playoff-Viertelfinale gegen einen starken Gegner aus Salzgitter, was sich zu einer sehr engen Serie entwickelte. So gelang in Spiel 1 (4:3 OT) erst Sekunden vor der Schlusssirene der Ausgleich. Nach der folgenden Niederlage in Salzgitter (4:5) konnten die Heidschnucken sich aber mit einem 5:2, vor heimischem Publikum, für das Halbfinale qualifizieren. Hier warteten, wie schon in den Vorjahren, die Harzer Falken. Der spätere Meister entschied die Serie zwar glatt in zwei Spielen für sich (4:3 OT, 4:2), musste sich aber gewaltig strecken. Trotz des Ausscheidens konnte man sich aber weiter über den ungebremsten Zuschauerzuspruch freuen. Mit 1293 Zuschauern, stellte der AEC im zweiten Jahr in Folge, bundesweit den höchsten Zuschauerschnitt aller Viertligisten.