Frühjahrsinterview
Seit 6 Wochen ist die Saison für den AEC nun vorbei. Zeit für ein Resümee der vergangenen Spielzeit, sowie ein Ausblick auf die kommende. Finn Sonntag (Bild links), Geschäftsführer der Eishockey-Betriebsgesellschaft, die für den Spielbetrieb der 1. Herren zuständig ist, stellt sich zum großen Frühjahrsinterview.
Finn, vor knapp sechs Wochen ging die Saison 2015/16 mit der Vizemeisterschaft in der Regionalliga Nord zu Ende. Wie fällt das sportliche Fazit mit etwas Abstand aus?
Wenn man Vizemeister wird kann man im Großen und Ganzen mit einer Saison sehr zufrieden sein. Natürlich hätten wir am Ende gerne den Pokal in der Hand gehabt, aber Bremen war in den entscheidenden Spielen etwas cleverer als wir und sind verdient Meister geworden. Allgemein haben wir aber tolle Spiele gesehen und haben in der vergangenen Saison einige sportliche Rekorde aufgestellt, welche die nächsten Jahre sicherlich bestand haben werden.
Wirtschaftlich dürfte es in Adendorf auch einige freundliche Gesichter gegeben haben. Immerhin kamen insgesamt über 10.000 Zuschauer zu den Heimspielen des AEC ins „heißeste Kühlhaus des Nordens“, ein Schnitt von 776 und eine Zahl von der die halbe Oberliga Nord träumt.
Die Zuschauerzahlen waren schon beeindruckend. Selbst zu den weniger attraktiven Spielen kamen immer noch über 500 Fans. Dass zeigt uns auch welch einen Stellenwert das Eishockey in der Region bei uns hat. Das Highlight war sicherlich das letzte Heimspiel gegen Bremen mit knapp 1800 Zuschauern. Unser Ziel muss es nun sein, diesen Schwung mit in die kommende Saison zu nehmen. Ich habe vor knapp 10 Jahren, als die Besucherzahlen im Keller waren, als Ziel einen Zuschauerschnitt von 800 Zuschauern anvisiert. Dieses ist nun so gut wie erreicht, jetzt müssen wir es schaffen diese Zahlen zu halten und ggf. weiter auszubauen.
Der AEC hatte sich vor gut zwei Jahren aus gutem Grund aus der Oberliga zurückgezogen. Zum einen fehlte einfach das Geld für die nötigen Investitionen um den Kader konkurrenzfähig zu machen und dann waren da noch die Altlasten, die einen einen weiteren Start in der Oberliga wahrscheinlich zu einem Himmelfahrtskommando gemacht hätte. Konsolidierung der Altlasten stand damals ganz groß auf der Agenda. Wie ist da der aktuelle Stand?
Dieser Schritt war für uns der richtige Weg und es gibt fast niemanden der in den letzten beiden Jahren zu mir gesagt hat, dass ich da falsch entschieden hätte. Wir haben es in den letzten beiden Saisons geschafft ein Plus im Spielbetrieb der jeweiligen Saison zu erwirtschaften. Dieses Plus reichte bisher zwar nicht die Altlasten zu beseitigen und den “Rattenschwanz“ den wir hinter uns herziehen weg zu bekommen, aber ich bin mir sicher, dass wenn wir so weiter arbeiten, wir bald aus den roten Zahlen raus sind und anfangen können Investitionen in die Zukunft zu machen. Für die nächste Saison heißt es aber unseren Sparkurs weiter zu fahren, es sei denn es passiert ein Wunder an der schwierigen Sponsorenfront.
Auch für die neue Saison wird der AEC auf Sponsoren angewiesen sein. Welchen Stellenwert hat das Sponsoring für den Etat und wie laufen die bisherigen Gespräche in Hinblick auf die neue Spielzeit?
Das Sponsoring ist einfach das A und O, ohne geht es nicht. Wir haben das Glück, dass wir auf einen recht großen Pool von Sponsoren bauen können und dafür sind wir jedem Einzelnen dankbar. Allerdings hinken wir im Vergleich mit anderen ambitionierten Teams was die Sponsoringeinnahmen angeht noch hinterher. Aus diesem Grund sind unsere Zuschauerzahlen auch so wichtig. In der letzten Saison machte das Sponsoring knapp 40% des Etats aus. Diese Zahl müssen wir steigern um sicherer arbeiten zu können. Zuschauerzahlen lassen sich nur schwer kalkulieren und hängen an zu vielen Faktoren. So wird jede Saisonplanung zu einem kleinen Glücksspiel, was wirtschaftlich gesehen nicht unbedingt das Sicherste ist. Es ist für uns jede Saison schwer den Spagat zwischen attraktivem Eishockey und wirtschaftlich solidem Arbeiten hinzubekommen. Um uns noch besser für die Zukunft aufzustellen, brauchen wir also weitere Sponsoren. Eine gute Plattform für Firmen bieten wir, jetzt müsste es nur noch von weiteren Unternehmen und Gönnern erkannt werden.
Der Ausblick auf die Ligenzusammensetzung der Regionalliga-Saison 2016/17 lässt ein großes Sommertheater befürchten. Wie ist dein letzter Stand dazu und wie wahrscheinlich ist eine Wiederauferstehung der Regionalliga Nord/Ost?
Da kann ich leider nur Sokrates zitieren, der gesagt hat “ich weiß dass ich nichts weiß“. Die Durchführungsbestimmungen zur vergangenen Saison haben zwar klar geregelt wie die kommende Saison auszusehen hat, aber das ist leider reine Theorie die nicht umzusetzen ist. Demnach würde die Meisterrunde der letzten Saison, plus der Absteiger aus der Oberliga, die Regionalliga bilden. Allerdings haben Harsefeld und Altona verständlicher Weise nicht wirklich Interesse in einer Liga mit Adendorf, Bremen, Salzgitter und dem HSV als Absteiger aus der Oberliga zu spielen. Dies bedeutet zurzeit leider gerade nur vier Teams, die für eine ambitionierte Regionalliga in Frage kommen. Eine Nord-Ost Liga hatte ich zur letzten Saison schon einmal in die Runde geworfen und habe mir da den Unmut einiger Teams zugezogen. Zurzeit sieht es so aus, dass aus dem Norden der HSV, Salzgitter und wir unbedingt eine Nord-Ost Liga spielen möchten, da einfach die Alternativen fehlen. Aus dem Osten teilen derzeit FASS Berlin und Niesky unsere Meinung. Auch Bremen ist nicht abgeneigt, allerdings muss dort auf Grund der großen Entfernungen noch der Rechenschieber arbeiten, was ich natürlich gut verstehen kann. In Zusammenarbeit mit den interessierten Teams wurde eine Umfrage an alle Vereine aus Ost und Nord verschickt, wie das allgemeine Interesse zu so einer Liga aussieht. Leider kam darauf wenig Feedback und so bleibt uns nur weiter abzuwarten.
Ich sehe hier gerade aber den Verband in der Pflicht, auch die Interessen der ambitionierten Teams zu wahren. Wir hatten das Glück unsere Zuschauerzahlen ausbauen zu können. Zwei andere Teams aus der Liga beklagten mir gegenüber dafür teils starke Einbrüche, welche dem Modus zu verdanken sind und ein kostendeckendes Arbeiten schwer macht. Leider kommt vom Verband zurzeit keine Reaktion, da im Mai auf einem Verbandstag Wahlen zum Präsidium und der Ligenleitung anstehen und es scheint so als sind bis dahin alle Arbeiten die den Vereinen helfen könnten, solide zu planen, eingestellt wurden.
Fakt ist auf jedenfall, dass schnell eine Lösung gefunden werden muss. Wie sollen wir eine Saison seriös planen wenn wir die Kosten nicht kennen? Wie es gehen kann macht uns der Westen vor, da wurden die Strukturen bereits vor zwei Wochen festgelegt. Sicher ist jedenfalls auch, dass es nicht noch einmal einen Modus wie in der vergangenen Saison geben darf und dieser, wie auch angedacht, nur eine Übergangslösung sein durfte. Nichts gegen Harsefeld oder Altona und Respekt für ihre sportliche und kämpferische Einstellung, aber lieber verlieren wir 2:3 gegen Bremen als 20:1 in diesen Begegnungen zu gewinnen.
Ok, wenn dann irgendwann geklärt sein sollte, gegen wen der AEC antritt, bleibt die Frage wer für die Heidschnucken auf dem Eis stehen wird. Gibt es da bereits erste Entscheidungen oder Tendenzen bei einzelnen Spielern?
Ein Großteil des Kaders wird uns erhalten bleiben und es werden sicherlich auch neue Gesichter auf dem Eis zu sehen sein. Genaueres kann ich aber derzeit nicht sagen. Zwar haben wir schon viele Gespräche geführt und mündlich viele Zusagen bekommen, aber auf Grund der derzeitigen unsicheren Ligensituation werde ich mich hüten derzeit Verträge zu machen.
Werden uns an der Bande Dieter (Kinzel) und Falko (Kucharek) erhalten bleiben?
Dies kann ich mit einem ganz klaren Ja beantworten.
Christian Schult für www.adendorfer-ec.com im April 2016