Der AEC holt sich den Derbysieg ... und die Playoffs?
Was für ein wilder Ritt. Viermal wechselte im ewig jungen Duell der Dörfer, zwischen Adendorf und Timmendorf, die Führung, ehe der AEC am Ende die Oberhand behielt. Mit 7:4 besiegten die Heidschnucken die Beach Devils und holten sich im letzten Vorrundenspiel der Regionalliga Nord Platz drei wieder zurück. Ob man diesen Platz auch nach Ablauf der Vorrunde hält und dieser Erfolg zur Playoffteilnahme reicht, Tja, dass wissen wir erst nach den Sonntagsspielen. Aber dazu später mehr …
Zunächst müssen wir uns noch einmal mit traurigem Blick an den Mittwoch erinnern. Da verlor der AEC bei den Beach Devils sein Nachholspiel mit 2:6. Vor 193 Zuschauern konnten die Gäste zwar zweimal die Führung der Hausherren egalisieren und die Partie auch lange offen halten, aber im Schlussabschnitt nutzen die Devils ihre Chancen gnadenlos. Somit ging das erste Duell um die Playoffplätze deutlich an die Timmendorfer. Die gute Ausgangslage, nach dem letzten Heimspiel gegen den HSV, war damit endgültig futsch.
In Zahlen hieß dies: Nur ein Sieg in regulärer Spielzeit ließ den Playofftraum realistisch weiterleben. Gerne mit drei Toren Differenz, um wieder an Timmendorf vorbeiziehen zu können, wobei dies vielleicht eher ein psychologischer Faktor wäre. Bei einer Niederlage wäre Sommerpause.
Soviel zur Ausgangssituation – Ab ins Spiel!
Die frühe Anfangsphase gehörte zunächst dem AEC. Kamil Hajsman setzte den ersten Warnschuss nach 30 Sekunden und nur wenig später durfte der AEC in Überzahl spielen, welches aber nichts einbrachte. Benjamin Kosianski hatte hier, frei vor Gästekeeper Jordi Buchholz, den Ausgleich auf dem Schläger, scheiterte aber an dessen blitzschnellen Fanghand. Dafür gab es nur kurz Ablauf des Powerplays die kalte Dusche. Apfelbaums haltbar erscheinender Schuss rutsche Andreas Bierzahn zur Gästeführung durch und ließ das „heißeste Kühlhaus des Nordens“ erstarren.
Die Gästeführung hinterließ auch seine Spuren auf dem Eis. So hatte der AEC große Probleme mit der defensiven Taktik der Gäste, die schon im Spielaufbau begannen. Kaum ein Pass brachte man ans Ziel, und wenn doch war meist ein Gegenspieler da, um den Spielfluss konsequent zu stören. Zudem lauerten die Beach Devils auf jeden Fehler des AEC um einen ihrer gefürchteten Tempogegenstöße zu starten. So kamen die Heidschnucken in den nächsten 10 Minuten kaum zu Möglichkeiten. Cernychs und Kulabuchovs Schüsse waren hier aber keine echten Prüfungen für Devils-Keeper Buchholz.
So brauchte es einen Geistesblitz eines einzelnen um den AEC aus dem Nichts wieder in Partie zu katapultieren. Benjamin Kosianski setzte zu einem Solo an und narrte Gegenspieler und Buchholz zum überraschenden Ausgleich (14.).
Doch im Gegenzug fiel fast sofort wieder die erneute Gästeführung, aber zwei Gästestürmer verdaddelten vor dem leeren Kasten den Puck. Glück für den AEC. Danach beruhigte sich die Lage auf dem Eis ein wenig und bis zum Drittelende arbeiteten beide Teams mehr, als dass sie spielten. Pausentee.
Der Beginn des zweiten Durchgangs gehörte zunächst dem AEC. Kosianski hatte hier die ersten guten Einschussmöglichkeiten, scheiterte aber an Buchholz. Dafür machte es Teamkollege Kamil Hajsman in Minute 26 es besser: Nach Traumpass von Boris Drozd stand er völlig „blank“ im Slot vor Buchholz und traf zur umjubelten Führung.
Jetzt war der AEC endgültig aufgewacht, doch Timmendorf zeigte sich unbeeindruckt. Nur zwei Minuten später vertändelte der AEC im Spielaufbau den Puck und Beach Devil Christopher Röhrl konterte zum 2:2. Doch der schlechten Nachrichten nicht genug: 40 Sekunden später rutscht ein verdeckter Schlagschuss zur Gästeführung in das Adendorfer Gehäuse. Doch in dieser Phase des Spiels hielt keine Führung lange. Wiederum 120 Sekunden später konnte Boris Drozd zum 3:3 abstauben. Der AEC schien nun ein wenig die Oberhand zu gewinnen. Kosianski und Salfeld vergaben aber die Führung. Ein fragwürdiges Icing brachte nur wenig später beide Teams zum Bully ins Adendorfer Drittel. Ärgerlich weil sich aus dieser Situation das 3:4 entwickelte. Ein verdeckter, und wohl auch abgefälschter, Schuss von der blauen Linie schlug hinter dem chancenlosen „Ando“ Bierzahn ein (34.).
Doch der AEC schüttelte sich nur kurz und kam schnell wieder zu Chancen. Hier zeigte man sich allerdings ein wenig zu verspielt und wurde im letzten Moment am Torschuss gehindert. Im zweiten Powerplay kam man dann zwar zum Abschluss, aber Gästekeeper Buchholz blieb stabil und hielt souverän. So ging der zweite Durchgang zu Ende und der AEC lag mit einem Tor zurück. Es drohte das frühe Saisonende.
Sollte dies wirklich das letzte Drittel der Saison sein? Man merkte zu Beginn des letzten Abschnitts schnell, dass der AEC nun wirklich alles in die Waagschale warf und sich dem drohenden verfrühten Saisonende entgegenstemmte. Kamil Hajsman traf den Pfosten. Boris Drozd, Tufan Salfeld und „Benny“ Kosianski zielten knapp daneben oder scheiterten zunächst an Buchholz. Der erneute „Equaliser“ blieb dann aber Kamil Hajsman vorbehalten. Dieser überwand die reaktionsschnelle Fanghand von Buchholz mit einem zielgenauen Schuss in den Winkel (44.). Boris Drozd setzte dem, knapp 2 Minuten später, die Krone auf. Sein Solo krönte er mit einem verdeckten Schuss, über den Blocker, ins Kreuzeck. Buchholz hatte den Puck nicht einmal gesehen. Der AEC hatte das Match gedreht.
Die Freude auf den Rängen verflog schnell und wich Besorgnis. Verteidiger Domantas Cypas kassierte eine kleine Strafe und die Beach Devils spielten Powerplay. Dabei bot sich ihnen die Riesenmöglichkeit zum 5:5, als der Puck auf einmal unmittelbar vor dem verwaisten Tor lag, aber irgendein Schläger kratzte die Hartgummischeibe aus der Gefahrenzone.
Nach der erfolgreich überstandenen Unterzahl übernahm wieder der AEC das Ruder auf dem Eis. Doch auch die folgende dritte Überzahl brachte nichts Zählbares. Es blieb ein Nervenspiel wo jeder Fehler nun den Ausgang des Matches entscheiden konnte. Auf Messers Schneide. Je näher man der Schlusssirene kam, umso mehr merkte man beiden Teams an, dass die Reservekanister nun angebrochen wurden. Die Beine wurden schwer, jeder Sprint eine Qual für die brennenden Oberschenkel. Der AEC hatte in dieser „Crunchtime“ noch einen ungenutzten Pfeil im Köcher. Domantas Cypas setzte sich auf dem linken Flügel durch und bediente Benjamin Kosianski am langen Pfosten, der aus kürzester Distanz die Scheibe in die Maschen drückte (55.).
Timmendorf schien nun angeknockt, bekam aber trotzdem noch die Chance die Spannung noch weiter zu steigern. Der zweifache Torschütze Boris Drozd musste knapp dreieinhalb Minute vor Schluss in die Kühlbox und der AEC noch einmal alle Kräfte für das anstehende Unterzahlspiel mobilisieren. Etwas überraschend entschied sich hier der Gäste-Trainer, bereits seinen Keeper vom Eis zu holen um Platz für einen sechsten Feldspieler zu machen. Überraschend auch deswegen, weil die Beach Devils zu diesem Zeitpunkt, immer noch den kleinen Vorteil, der besseren Tordifferenz gegenüber dem AEC, hatten.
Es wurde, wie schon so oft in dieser Spielzeit, ein echtes Nervenspiel. Timmendorf ließ den Puck kreisen und hatte plötzlich noch die riesige Chance auf den Anschluss. Aber Bierzahn´s Blocker kratzte den Puck grandios aus dem Winkel. Es war zwar nicht die letzte Möglichkeit der Gäste, aber die beste in den verbleibenden Augenblicken der Partie. Die Heidschnucken hingegen störten die Devils erfolgreich und konterten durch Kosianski. Bedrängt durch einen Gegenspieler konnte er die Scheibe aber nicht im leeren Kasten unterbringen. Doch nur wenige Momente später bekam Domantas Cypas den Puck auf Höhe der Mittellinie unter Kontrolle. Der AEC-Topscorer schlenzte das Gummi und traf zum umjubelten Endstand. Sieg!
Nachdem sich das Team mit einem Banner bei den Fans für die Unterstützung bedankte und der Fanblock seine Helden abgefeiert hatte, kamen schließlich die blauen Heimjerseys, bei der beliebten Trikotversteigerung, unter den Hammer. Die Playoffs spielen wir dann hoffentlich komplett in Gelb. Hoffentlich.
Aber was heißt das jetzt? Was ist dieser Sieg wert gewesen?
Der AEC hat alle seine Vorrundenspiele bestritten und kann spielerisch nicht mehr ins Geschehen eingreifen. Durch den Sieg ist man jetzt 3., da man bei gleicher Punkteausbeute und Tordifferenz mehr Tore als die Devils geschossen hat. Auf der offiziellen Ligaseite (Nordverbund.info) wird Aufgrund eines Programmfehlers weiterhin Timmendorf vor dem AEC geführt. Bitte nicht irreführen lassen!
Die Weserstars Bremen haben sich hingegen mit der 6:11-Niederlage gegen die Falken aus dem Playoffrennen verabschiedet und spielen am Sonntag gegen den HSV um die goldene Ananas.
Am Sonntag kommt es dann aber noch zu zwei für den AEC wegweisenden Partien: Salzgitter trifft auf Sande und Timmendorf auf die Harzer Falken. Sollten hier die Icefighters in der regulären Spielzeit gewinnen und Timmendorf punkten wäre der AEC raus. Trifft nur einer dieser Punkte zu, wird der AEC 4. und spielt gegen die Harzer in den Playoffs. Trifft keiner dieser Punkte zu, so bleibt der AEC 3. und tritt gegen die Jadehaie an.
Zwar gehen Sande und die Falken als Favoriten in beide Partien, aber nicht so klar wie der ein oder andere vermutet. So konnte Timmendorf die Falken bereits einmal besiegen und Salzgitter hat die Sander auch schon zweimal geschlagen. Womit klar sein sollte: Nichts ist klar!
Adendorfer EC – Beach Devils Timmendorfer Strand 7:4 (1:1,2:3,4:0)
Für den Adendorfer EC auf dem Eis: Andreas Bierzahn, (Philip Grittner) – Wladislav Baumgardt, Max Petersen, Ruslan Cernych, Domantas Cypas – Benjamin Kosianski, Kamil Hajsman, David Tomecko, Vadim Kulabuchov, Tufan Salfeld, Nicolai Hauslo, Boris Drozd.
Tore:
0:1 (03:39) Apfelbaums (Meyer, Watson)
1:1 (13:36) Kosianski (Salfeld, Cypas)
2:1 (25:25) Hajsman (Drozd, Tomecko)
2:2 (27:20) Röhrl (Meriläinen)
2:3 (28:00) Röhrl (Meriläinen)
3:3 (30:01) Drozd (Cypas, Baumgardt)
3:4 (33:40) Meriläinen (Horst)
4:4 (43:57) Hajsman (Tomecko, Cernych)
5:4 (46:03) Drozd (Bierzahn)
6:4 (54:49) Kosianski (Tomecko, Cypas)
7:4 (59:01) Cypas (Drozd) EN
Zuschauer: 703
Schiedsrichter: Umlauf (Rohrmann, Mertens)
Strafen: AEC 4 – CET 6
PP: AEC 0/3 – CET 0/2