Nervenspiel in Hamburg - Die Heidschnucken gewinnen auch beim HSV

Was für Drama! Der Adendorfer EC gewinnt beim HSV, im Palast der Winde zu Hamburg-Stellingen, nach Penaltyschiessen mit 3:2. Erst mit dem 18 Versuch schafften es die Kontrahenten einen Sieger zu ermitteln, wobei die Heidschnucken sich, Dank Keeper Adam Beukeboom, den Zusatzpunkt sicherten. Aber soweit hätte es eigentlich gar nicht kommen müssen…

Das der Hamburger SV nicht das, von einigen prognostizierte, Kellerkind ist, wurde am Freitagabend wieder deutlich. Zwar standen im bisherigen Saisonverlauf auch einige deutlich Niederlagen für die Rauten zu Buche, aber das Team von HSV-Trainer Ville Savonen konnte bereits gegen die starken Beach Devils einen Punkt ergattern und schickte überraschend, vor zwei Wochen, den Meister mit einer 3:6-Niederlage wieder in den Harz. Zudem hat das offene „Zirkuszelt“ in St.Ellingen ohnehin seine eigenen Gesetze. So meldete der Verkehrsfunk auch an diesem Abend mal wieder Nebelbänke auf dem Eis, was den Hanseaten wohl eher zum Vorteil gereichte, da man die Verhältnisse ja gewohnt ist.

AEC-Coach Troy Stephens musste leider wieder auf den angeschlagenen Marc Petermann verzichten, konnte aber Max Petersen wieder auf dem Eis begrüßen, der gegen Braunlage gefehlt hatte.

Die ersten zehn Minuten der Partie, im Nebel von Stellingen, wurden von beiden Seiten zum Beschnuppern genutzt. Gefährlich Szenen blieben zunächst Mangelware, auch weil der AEC im Angriff bekannte Aufbauprobleme zeigte. Der HSV stand meist tief und versuchte die Gäste dann zu ungefährlichen Abschlüssen von außen zu zwingen. Eine Taktik die zunächst Erfolg hatte und die absurde Schussstatistik zum Ende der Partie erklären könnte: Hier lag der AEC mit 69 zu 28 haushoch vorne. Aber keine Statistik kann eine seriöse Aussage über die Qualität der Abschlüsse zeigen.

Ab Minute 11 wurde es dann endlich ein wenig interessanter. Zunächst scheiterte der AEC mit einem abgefälschten Schuss an HSV-Goalie Jonte Flügge, ehe auf der Gegenseite AEC-Keeper Adam Beukeboom einen Konter von Lasse Haffke entschärfen musste. Nur wenig später setzten die Hausherren einen weiteren Nadelstich, wurden aber von Beukebooms Fanghand ausgebremst.

Der AEC kam anschließend zu seiner ersten guten Druckphase, brachte die Scheibe aber einfach nicht zum Tor durch, durfte aber wenig später im Powerplay an der Führung arbeiten. Doch es kam anders. Der HSV eroberte den Puck und Topscorer Ivan Savchenko netzte überlegt zum 1:0 in Unterzahl ein. Fast vom Bully weg wäre fast sogar das 2:0 gefallen, aber Jannik Höffgen traf das Tor nicht. Der AEC brauchte nun ein paar Momente um sich wieder zu sortieren und kam fast zum Ausgleich. Doch David Tomeckos Pass erreichte Viktor Andrushchenko nicht präzise genug.

Während man dieser großen Chance noch nachtrauerte fiel wieder fast das 2:0. Domantas Cypas rutschte aus und servierte den Hanseaten einen weiteren Alleingang. Doch Adam Beukeboom verhinderte mit einer starken Reaktion den Gegentreffer.

Der AEC kam engagiert aus der Pause. David Tomecko prüfte Flügge nur Sekunden nach Wiederbeginn. Doch in Minute 23 durfte der zahlreich angereiste AEC-Anhang dann endlich jubeln. Ausgerechnet der vor dieser Saison vom HSV gekommene Pascal Heitmann, verwertete einen Abpraller zum Ausgleich.

Doch das 1:1 brachte keine Sicherheit. Beukeboom musste nur kurze Zeit später wieder zupacken. Boris Drozd hätte dann in Minute 25. auf 2:1 für die Gäste stellen können, verzog aber knapp. Stattdessen brachte ein unnötiger Puckverlust im eigenen Drittel die erneute Führung für die Rautenträger durch Höffgen.

In den folgenden Minuten konnte sich der AEC dann zwar ein optisches Übergewicht erspielen, aber die Abschlüsse waren zu leichte Beute für Flügge. So kam man in zwei Überzahlspielen zwar immer schnell in die Powerplayaufstellung, aber nur zu einer guten Möglichkeit. Andrushchenko setzte den Puck knapp über den Kasten. Positiv muss man allerdings anmerken, dass man bei eigener Unterzahl den HSV nicht zum Zug kommen ließ. Eine Entwicklung die schon gegen die Falken auffiel.

Doch bei so vielen Schüssen auf das Tor des HSV musste dann doch mal einer reinfallen. So zog Max Petersen einfach mal von der blauen Linie ab, während Flügge die Sicht genommen wurde und die Scheibe schlug im Netz ein (40.).

Da sich HSV-Stürmer Luca Häufler anschließend noch 2+2 Strafminuten bei Referee Stefan Gebauer abholte, begann der AEC den letzten Durchgang mit fast 4 Minuten Powerplay. Hier zeigte sich, was wohl in den nächsten Trainingseinheiten noch einmal verfeinert werden muss: Das Überzahlspiel. Zwar kombinierte der AEC gefällig und meist sicher, aber der „tödliche“ Pass war nicht dabei. So blieb es meist bei Schüssen, die dem heißgelaufenen HSV-Keeper, wenig Probleme bereiteten. Zudem ließ man wieder einmal Savchenko entwischen, der aber glücklicherweise nur das Adendorfer Gestänge traf.

Mit Ablauf der Strafen begann dann das Nervenspiel. Da beide Keeper einen guten, wenn nicht sehr guten, Abend erwischt hatten, würde wohl das nächste Tor das Match entscheiden. Ein Tor was man ungern selber kassieren wollte.

Der AEC suchte hier sein Heil in der Offensive, fand aber immer wieder nur Blocker, Schoner oder Fanghand von HSV-Keeper Flügge. Die Hausherren setzten auf Konter und schienen damit zunächst auch gut zu fahren. Doch mit jeder weiteren Minute wurde die Entlastung weniger und der AEC erhöhte den Druck massiv. Teilweise prasselten, binnen weniger Sekunden, Schüsse auf das Hamburger Tor ein, aber Flügge hielt.

Doch mitten in dieser starke Phase des AEC, kassierte Yannick Henry 2 Minuten und nahm damit den Druck vom Kessel. Hamburgs Nummer 87, Ivan Savchenko, ließ hier die letzte Chance liegen, die Partie für sein Team „früh“ zu entscheiden, als er an Beukeboom scheiterte. Auf der Gegenseite hatte Andrushchenko noch eine gute Möglichkeit. Aber da stand wieder Flügge.

Während man sich auf den Spielerbänken und auf der Tribüne innerlich auf die Overtime einstellte, sorgte Referee mit einer kleinlichen Strafe, 16 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit, für reichlich Unmut beim AEC-Anhang. Da die restlichen Sekunden ereignislos von der Uhr liefen, ging es dann wieder auf die Extrameile.

Der AEC startete in die Verlängerung zwar in Unterzahl, hatte aber durch Demianiuk die erste Chance. Auf der Gegenseite versiebte dann Savchenko 3 (!) Riesenmöglichkeiten die Partie zu entscheiden, weil er einfach das Tor nicht traf. Die Gäste standen dem allerdings auch in nichts nach und schossen Flügge weiter die Pucks um die Ohren. Während auf der Tribüne wohl der ein oder andere die Herztabletten nachgeworfen hatte ging auch die Overtime zu Ende. Wie schon in der Woche zuvor, musste nun im Penaltyschiessen der Sieger gefunden werden. Wer nun glaubte, dass das Drama gegen die Falken nicht zu toppen sei, wurde eines Besseren belehrt.

Der HSV musste zunächst vorlegen. Nachdem dann nach je drei Schützen noch kein Sieger gefunden war, wechselte dies zum AEC. Das Penaltyschiessen im „Schnelldurchlauf“:

0:0 Höffgen scheitert an Beukeboom
0:0 Heitmann tanzt Flügge aus zielt aber am Tor vorbei
0:0 Beukeboom hält gegen Savchenko
0:0 Flügge hält gegen Demianiuk
1:0 Häufler trifft
1:1 Andrushchenko trifft trocken auf der Stockhandseite
1:1 Flügge hält gegen Andrushchenko
1:1 Beukeboom hält gegen Schlode
1:1 Flügge hält gegen Hajsman
1:1 Häufler versucht wieder den gleichen Move, scheitert diesmal an Beukeboom
1:1 Kosianski trifft den Pfosten
1:1 Savchenko in die Fanghand von Beukeboom
1:1 Tomecko scheitert an Flügge
1:1 Beukeboom hält gegen Holmberg
1:2 Andrushchenko trifft
2:2 Höffgen scheitert an Beukeboom. Da Adam sich aber zu früh aus dem Kasten bewegte wird der Penalty wiederholt – und der ist dann drin.
2:3 Kosianski zielt diesmal besser und trifft
2:3 Beukeboom hält gegen Häuffler

Sieg für den AEC!

 

8 in the books, 20 to go.

 

Nachdem wir uns alle nun wieder ein wenig beruhigt haben, wagen wir einen schnellen Blick in die anderen Stadien. Hier kam es zum Aufeinandertreffen zwischen Meister und Vizemeister. Die Falken konnten hier ersatzgeschwächte Jadehaie deutlich mit 9:1 bezwingen, während die Weserstars, daheim von den Beach Devils, mit 3:11 abgeschossen wurden. Der AEC bleibt mit diesen Ergebnissen zumindest bis Sonntag auf Rang 4.

Am kommenden Freitag empfängt man dann die Falken aus Braunlage. Der Meister wird dann vermutlich mit reichlich Wut im Bauch anreisen, gingen doch in dieser Saison alle Partien an die Heidschnucken.

 

 

Hamburger SV - Adendorfer EC 2:3 PS (1:0,1:2,0:0,0:0,0:1)
Drittel Zeit Tor     Team Torschütze 1. Assist 2. Assist
1 16:30 1:0   SH1 HSV SAVCHENKO HAFFKE SCHÜMANN
2 22:01 1:1   EQ AEC HEITMANN HENRY DROZD
2 26:58 2:1   EQ HSV HÖFFGEN HOLMBERG SCHLODE
2 39:40 2:2   EQ AEC PETERSEN DEMIANIUK HENRY
SO 65:00 2:3 PS GWG EQ AEC KOSIANSKI    
 
Für den Adendorfer EC auf dem Eis: Adam Beukeboom , (Andreas Bierzahn) – Wladislav Baumgardt, Ruslan Cernych, Yannick Henry, Rasid Saitov, Domantas Cypas – Dmytro Demianiuk, Benjamin Kosianski, Kamil Hajsman, David Tomecko, Simon Nilsson, Viktor Andrushchenko, Vadim Kulabuchov, Viktor Ladewig, Tufan Salfeld, Boris Drozd, Pascal Heitmann.
93
Schiedsrichter: Gebauer (Bergas, Groetschel)
Schüsse aufs Tor: HSV 28 / AEC 69
Strafen: HSV 14 / AEC 6
PP: HSV 0/3 / AEC 0/6