Willkommen in der Gegenwart - 0:4 gegen den HSV

Der Vizemeister ist nach drei Niederlagen am Stück unsanft in der Realität angekommen. Mit 0:4 verlor der Adendorfer EC sein Heimspiel gegen den Hamburger SV. Die angestrebte Wiedergutmachung für das letzte Wochenende fiel krachend aus.

 

Zu Beginn das Positive: 1615 Zuschauer durfte man im Walter-Maack-Eisstadion begrüßen. Somit konnte man fast ausverkauft melden.

Nach den beiden Niederlagen am Wochenende konnte AEC-Coach Troy Stephens fast auf den gesamten Kader zurückgreifen. Heitmann, Cypas und Szygula meldeten sich zurück, Neuzugang Lauri Viitanen stellte sich zudem erstmals dem Publikum vor. So fehlte nur der erkrankte Daniel Herklotz.

Die Gäste aus Hamburg hatten am letzten Wochenende ebenfalls Prügel bezogen. 1:9 daheim in Stellingen gegen Timmendorf, 3:13 auf dem Wurmberg bei den Harzer Falken. Da zieht man gerne Quervergleiche und sieht den AEC in der klaren Favoritenrolle und unterschätzt den Gegner. Auch weil man die Hanseaten in der vergangenen Spielzeit viermal bezwang. Oder man ignoriert die Ergebnisse seiner Kontrahenten – siehe Harsefeld – und unterschätzt auch diesen Gegner. Aber jedes Spiel hat halt seinen eigenen Spielfilm, seine eigenen Gesetze. Und letztes Jahr ist nicht heute.

Nach schwungvollem, aber auch nervösem Beginn beider Teams, kassierte der AEC mal wieder eine frühe Strafe. Im anschließenden Unterzahlspiel musste AEC-Keeper Beukeboom dann auch gleich zweimal retten. Die erste Chance der Hausherren darf für die 4. Spielminute verzeichnet werden. Demianiuk verzog allerdings gegen HSV-Goalie Alonso. Der Schlussmann der Gäste rückte auch in der Folge in den Fokus, verhinderte gegen Heitmann das 1:0 (6.).

Bild: Lothar Luckmann. Von links nach rechts: Fabio Alonso, Baufi24 Lüneburg Geschäftsführer Oliver Grimberg, AEC-Geschäftsführer Finn Sonntag, Tufan Salfeld

 

Während der AEC sich immer mehr Puckbesitz erspielte und regelmäßig zum Abschluss kam, setzten die tiefstehenden Hamburger immer wieder auf gefährliche, schnelle Gegenstöße. Beukeboom musste so ein Break löschen (7.). Nur eine Minute später verzogen Demianiuk und Kosianski für den AEC nur kurz hintereinander. Der AEC schien auf dem richtigen Weg, das Führungstor nur eine Frage der Zeit.

Doch kein guter Abend für Keeper Beukeboom. Zwei Patzer (8. und 14.) sorgten für eine, hier noch schmeichelhafte, 2:0-Führung der Gäste. Der AEC schoss hingegen Alonso warm. Takkula musste kurz vor der ersten Pause das Anschlusstor machen, wurde aber wieder vom Keeper gestoppt.

Im zweiten Durchgang machte der AEC zunächst mächtig Druck. Cypas, Andrushchenko und Salfeld kamen zu guten Gelegenheiten, scheiterten aber an der eigenen Präzision oder an Alonso. Die Hamburger hingegen gaben keinen Puck verloren, blockten viele Abschlüsse und zeigten eine leidenschaftliche Defensivarbeit.  

Nachdem die Druckphase des AEC langsam abflaute, setzten die Gäste dann auch wieder ihre gefährlichen Nadelstiche. So hatte Schümann das 0:3 auf der Kelle, traf den Puck aber nicht richtig (29.). Ein Warnschuss, ungehört von den Hausherren. Zwei Zeigerumdrehungen später netzte Schlode, nach einem schnellen Gegenangriff dann doch ein.

Während der Gastgeber in der Folge immer offensiver wurde und weitere Chancen versiebte, teilweise Powerplay bei 5 gegen 5 spielte, eröffneten sich bei Puckverlusten auch die Räume für die Konter der Hanseaten. Savchenko scheiterte noch an Beukeboom (37.) eher Schümann beim nächsten Break im Nachschuss das 0:4 erzielte (38.). Das 0:5 konnte der AEC-Schlussmann dann mit zwei Glanzparaden verhindern. Dann war Pause.

Der AEC begann den letzten Durchgang in Überzahl, was die Hoffnung auf einen schnellen Anschlusstreffer wachhielt. Doch abgesehen von einem abgefälschten Schuss kam kein weiterer Abschluss dem Gästetor nah. Danach schien dann auch der Stecker im Navigationssystem des AEC endgültig gezogen. Gegen passive, aber wache Hamburger die weiter mit vollem Einsatz die Führung verteidigten, rannten die Heidschnucken gegen eine Wand. Fehlpässe reiten sich an Fehlpässe, ein konstruktiver Aufbau fand nicht statt. Vielmehr lief man sich immer wieder blind an der vielbeinigen Defense der Gäste fest, die gedanklich immer den entscheidenden Schritt schneller war und Körper oder Schläger zwischen das eigene Tor und den Puck brachte.      

So arbeitete sich der AEC im letzten Drittel frustrierend am Defensivbollwerk der Gäste ab, ohne zählbaren Erolg. Beispielhaft hierfür passte es, dass man in der doppelten Überzahl, kurz vor Ende der Partie, gefühlt 5 (!) Schüsse nacheinander auf den Kasten des HSV abgab, die Scheibe aber nicht den Weg hinter die Linie fand. Die Gäste erkämpften sich damit verdient den Sieg in Adendorf und dürften auch die letzten Träumer aus dem Schlaf gerissen haben. In dieser Liga darfst du kein Team unterschätzen und musst immer 100 % abrufen, sonst bekommst du die knallharte Quittung auf dem Eis serviert. Willkommen in der Gegenwart.