Eine Niederlage, die sich wie ein Sieg anfühlt ...

Wenn der Verlierer vom eigenen Publikum mit Standing Ovations nach dem Spiel gefeiert wird, hat er wohl doch ein paar Dinge richtig gemacht. Gegen die Harzer Falken drehte der AEC ein 1:5 in ein 6:6, ehe man in Overtime doch noch das 6:7 hinnehmen musste.

 

Zur Ausgangslage: Nach dem Heimsieg, gegen die Beach Devils am Freitagabend, hatten sich die Falken an den Heidschnucken, auf den dritten Rang, vorbeigeschoben. Mit einem Sieg wollte der AEC dies nun wieder korrigieren. Kein leichtes Unterfangen, datiert der letzte Heim-Erfolg, mit vollen drei Punkten, doch aus dem Jahre 2014.

Auf dem Eis meldete sich beim AEC Adam Beukeboom zurück, der für den erkälteten "Feuerwehrmann" Philip Grittner wieder zwischen die Pfosten rückte. AEC-Dauerbrenner Andreas Bierzahn übernahm nach seiner Verletzungspause wieder den Posten des Backups. Neben dem Langzeitverletzten Dennis Szygula fehlten Tufan Salfeld und Simon Nilsson. Da die Harzer auch "nur" auf drei Reihen kamen, waren beide Teams damit personell gleich stark aufgestellt.

Vor einer beeindruckenden Kulisse von 1423 Zuschauern, hatte zunächst der AEC den besseren Start und kam durch Tim Junge (1.) und "Dima" Demianiuk (2) zu ersten Torannäherungen auf den Kasten von Falken-Keeper Dupuis. Doch die kalte Dusche folgte überraschend schnell. Nico Schnells Schussversuch wurde unglücklich, aber auch mustergültig von AEC-Verteidiger Tim Marek abgefälscht und erwischte Beukeboom auf dem völlig falschen Fuß (5).

Der Gegentreffer zeigte Wirkung. Unkonzentriertheiten im Aufbauspiel des AEC machten es den Falken in der Folge einfach, die Angriffe der Hausherren früh zu stoppen. Die Gäste hingegen erspielten sich ein Übergewicht, blieben im Abschluss aber glücklos.

Der AEC brauchte bis zur 10. Minute bis man wieder gefährlich vor Dupuis auftauchte. Pascal Heitmann und Juho Takkula scheiterten mit einer Doppelchance am Goalie der Gäste. Nur ein Nadelstich, denn die Falken beschäftigten die Heidschnuckendefensive ein ums andere Mal.

Umso überraschender fiel der Ausgleich: Benjamin Kosianski lief unvermittelt alleine auf Dupuis zu, der die Scheibe zwar parieren konnte, den Rebound allerdings nicht. So fälschte ein zurückeilender Mitspieler den Puck ins eigene Netz ab (15). Eigentor Nummer 2 an diesem Abend.

Braunlage antwortete mit wütenden Angriffen und erzwang dadurch die erste Strafzeit der Partie. Diese sollte Folgen haben. Die Gäste brachten nun ein wenig mehr Körperspiel in die Partie. Nach einem "fragwürdigen" Check blieb so ein Blau-Gelber auf dem Eis liegen. Während die ganze Halle und auch die AEC-Spieler mit einem Pfiff des Referees rechneten, blieb dieser aus und die Falken nutzten die Konfusion zum 1:2 (18.). Proteste seitens der Hausherren blieben, wenig überraschend, ungehört.

Die Intensität nahm nun zu. Die Falken etablierten weiter das Körperspiel, auch am Rande der Legalität. Ein klarer Bandencheck gegen Pascal Heitmann wurde von Schiedsrichtiger Lehmann anders bewertet. Insgesamt machte das Unparteiischengespann keine wirklich glückliche Figur.

Den Schlusspunkt in den ersten 20 Minuten setze das 1:3 durch Jörn Weikamp. Der Falken-Stürmer durfte auf dem linken Flügel ungehindert durchbrechen und überraschte Beukeboom mit einem Schuss aufs kurze Eck. Ein auf der ganzen Linie unnötiges Gegentor.

Im zweiten Durchgang übernahmen die Gäste sofort wieder das Zepter und drückten den AEC ins eigene Drittel. Eine gescheiterte Befreiung und zwei schnelle Pässe reichten dann um die Defensive der Gastgeber auszuspielen. Vinci schob zum 1:4 ein (23.). Anschließend wurden die ersten Männerfreundschaften geschlossen. Koziol fälschte nur eine Minute später unhaltbar in den Winkel ab. 1:5 nach 24 Minuten – die Messe schien gelesen. AEC-Coach Troy Stephens nahm seine Auszeit. Ob er die richtigen Worte fand würde sich zeigen.

Die Falken brachten den angeschlagenen Gegner selber wieder ins Spiel: Eine unnötige Strafe, zu der selbst Lehmann nicht "Nein" sagen konnte, brachte dem AEC das erste Powerplay der Partie. Hier hatten die Hausherren zunächst Mühe in die Aufstellung zu kommen, doch kurz nach Ablauf der Strafzeit klingelte es dann doch. Max Petersen konnte einen Abpraller zum Anschluss verwerten (28.).

Unbeeindruckt vom Anschlusstreffer zeigten sich die Gäste und drängten auf das nächste Tor. Doch ein Konter des AEC brachte das Nervenkostüm der Falken ins Wanken. Andrushchenkos Schuss konnte Dupuis wieder nur prallen lassen. Dima Demianiuk bedankte sich zum 3:5, während die Gäste ihre Protestnote wegen eines vermeintlichen Schlittschuhtores bei Referee Lehmann einreichten (31.).

Der AEC witterte nun Morgenluft, was sich auch auf die Ränge übertrug, während die Harzer mit den Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns haderten. Domantas Cypas hatte in der 33. Minute das 4:5 auf dem Schläger. Das zweite Überzahlspiel für den AEC brachte zwar mehr Druck, aber noch nicht den gewünschten Erfolg. Das Momentum der Partie hatte sich aber spürbar auf Seiten der Adendorfer gedreht. Die Falken reagierten mehr, als dass sie agierten.

In der 37. Minute passierte es dann: Ein Schuss von der blauen Linie, noch abgefälscht von Takkulas Schläger, passierte Dupuis erhobene Fanghand, die direkt zum Reklamierarm wurde. Der energische Protest vom Falken-Schlussmann, bezüglich eines hohen Stockes, blieb aber wie schon zuvor, ungehört. Der AEC hingegen war wieder im Spiel – die Kulisse voll da.

Der Dämpfer folgte prompt, wie auch die direkte Antwort des AEC. Gerartz bekam trotz Gegenspieler im Slot die Scheibe unter Kontrolle und traf zum 4:6 im Fallen. 32 Sekunden später stand Kosianski auf der anderen Seite viel zu frei und sorgte für das 5:6. Das Spektakel nahm seinen Lauf, ging dann aber in die zweite Pause. Luftholen für Spieler und Fans.

Der letzte Abschnitt begann mit einem Sturmlauf des AEC. Die Falken sahen sich in die Defensive gedrängt und kamen nur sporadisch zu Entlastungsangriffen. Das Selbstvertrauen der ersten Minuten war verschwunden. Anders bei den Heidschnucken. Diese nahmen den Kasten von Dupuis unter Dauerfeuer, schossen aus allen Lagen. Kosianski (42.) und Andrushchenko (44.) hatten dabei die klarsten Möglichkeiten zum Ausgleich auf der Kelle, scheiterten aber am Schlussmann der Falken.

Doch in der 46. Minute explodierte dann die Halle. Cypas hatte ein Solo angezogen und fand Juho Takkula im Slot. Der finnische Angreifer knallte die Scheibe per Direktabnahme in die Maschen und ließ Dupuis keine Chance.

Der AEC drückte aber weiter auf das Gaspedal, angefeuert von fast 1400 Fans. Nur zwei Minuten später fiel der Puck nach einem abgefälschter Fernschuss dem Falken-Schlussmann nur auf die Fanghand. Es hätte nicht viel gefehlt und er wäre ins Tor getrudelt.

Die merklich beeindruckten Gäste bemühten sich wieder ein wenig mehr um Entlastung, kamen aber nur zu ungefährlichen Abschlüssen. Der AEC hatte hingegen durch Viitanen das 7:6 auf dem Schläger (51.).

Ein klares Beinstellen gegen Cypas, welches ungesehen blieb, führte dann zu einem Puckverlust und einem gefährlichen Konter der Falken. Hier konnte sich AEC-Keeper Beukeboom auszeichnen und löschte in höchster Not. Anschließend kam es zu einer Keilerei mit mehreren Beteiligten, aus der die Gastgeber eine Strafe mehr erhielten und sich in Unterzahl wiederfanden.

Die Falken kamen hier aber kaum ins Drittel des AEC, der stattdessen die Möglichkeit zum Tor hatte. Doch Takkula verpasste seinen dritten Treffer knapp, als er nur den Pfosten traf. Anschließend musste Beukeboom noch einmal prominent eingreifen, machte aber auch die letzte Großchance der Gäste zunichte.

Die letzten Minuten wurden wahrlich zum Nervenspiel, wo kein Team zureckstecken wollte, aber auch möglichst jeden Fehler zu vermeiden suchte. Kulabuchovs direkter Versuch vom Bully, 30 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit, war die letzte Halbchance. Es ging, durchaus leistungsgerecht, in die Verlängerung.

Bei 3 gegen 3 hatte zunächst der AEC die Chance zum Gamewinner. Aber Viitanen scheiterte an Dupuis und Demianiuk verzog. In der Folge sicherten sich die Falken mehr und mehr Puckbesitz und hätten fast einen Wechselfehler nutzen können. Gerartz traf das Tor aber nicht. So blieb es Koziol vorbehalten, der per Solo zum 6:7 einnetzen konnte.

Für den AEC blieb damit "nur" ein hart erkämpfter Punkt, womit man allerdings den Abstand zu den Tigers vergrößerte, die gegen Salzgitter eine 2:7-Heimpleite kassierten. Wie es so schön heißt: "Wer weiß wofür der Punkt noch gut ist ..."

Während am Sonntag die Devils gegen Jadehaie das Wochenende mit dem Kampf um die Tabellenführung beschließen, geht es für den AEC am kommenden Freitag mit dem nächsten Kracher weiter. Um 20:00 kommt der Meister von der Nordsee, die Jadehaie, ins Walter-Maack-Eisstadion zu ihrem einzigen Gastspiel, in Adendorf, in der Hauptrunde. Vermutlich dürfte auch hier wieder der Andrang auf die Tickets hoch sein, so dass die Nutzung des Online-Vorverkaufs dringend empfohlen ist!

Die Spieler des Abends (von links nach rechts): Christoph Koziol, Adam Beukeboom, Sponsorenvertreter Frederik Zink, AEC-Geschäftsführer Finn Sonntag.