Ein Spiel, dass dieses Ende nicht verdient hat
Nun hat es auch den AEC erwischt. Ausgerechnet im Dorfderby, gegen die Beach Devils, unterlagen die Heidschnucken mit 2:4 und gingen in dieser Spielzeit erstmals als Verlierer vom Eis. Dabei zeigten beide Teams über 60 Minuten, spielerisch und kämpferisch, großen Sport und begeisterten die 1446 Zuschauer im Walter-Maack-Eisstadion. Das war Werbung fürs Eishockey!
Klären wir zunächst die Personalien: AEC-Coach Mitch Pohl stand, trotz kaputten Knie, an der Bande. Verzichten musste er allerdings auf Kapitän Vadim Kulabuchov und Dennis Szygula. Bei den Gästen taten sich auch ein paar Lücken auf. So musste Gästecoach Sven Gösch auf wichtige Spieler wie Tauno Zobel und Mathias Nilsson Rakell verzichten.
Der Umstand, dass beide Teams am Restwochenende spielfrei haben würden, tat dem Spiel gut, denn keiner der Kontrahenten musste Kräfte für ein zweites Spiel sparen. So ging es ohne Zurückhaltung, mit Vollgas über 60 Minuten, aufs Eis. Atemlos dürfte auch der ein oder andere der 1446 Zuschauer gewesen sein. Eine starke Kulisse, welche durch die rund 100 Gästefans umso würdiger des Anlasses war. Die heimischen Fanblock hielt lautstark dagegen und sorgte für eine grandiose Derbystimmung im Hexenkessel Walter-Maack-Eisstadion, welches einmal mehr seinem Ruf, als "heißestes Kühlhaus des Nordens", gerecht wurde.
Auf dem Eis brauchte die Partie ein paar Minuten um richtig auf Temperatur zu kommen. Timmendorf hatte offensichtlich seine Hausaufgaben gemacht und störte den AEC in den ersten Minuten sehr früh. So kamen die Hausherren eben zu keiner schnellen Führung, wie in den letzten drei Partien, wo man kaum eine Minute bis zum 1:0 benötigte. Doch mit fortlaufender Spielzeit wurden die Rollen für das kommende Spektakel klar vergeben. Auf der einen Seite die Heidschnucken, welche mit ihrem schnellem Kombinationspiel ihr Glück in der Offensive versuchten, aufbauend auf eine solide Deckung. Auf der anderen Seite die Devils, die, aus einer starken Defensive, auf Fehler das AEC lauerten, um ihre bekannt gefährlichen Tempogegenstöße auszuspielen.
Ab der fünften Spielminute verlagerte sich das Spiel daher zusehens in das Drittel der Gäste. Chancen durch Marek, Heitmann (beide 5.) und Cypas (6.) läuteten die erste längere Druckphase des AEC ein. In Minute 8 dann ein Paradebeispiel für die Schwächen beider Teams an diesem Abend. Gäste-Keeper Bontorin hielt einen Schuss von der blauen Linie nicht fest, ließ den Puck zum Nachschuss liegen. Doch der AEC schaffte es im entstehenden Durcheinander nicht die Scheibe gefährlich aufs Tor zu bringen. Eine Situation die sich über das ganze Spiel wiederholen würde. Bontorin ließ wiederholt gefährlich Rebounds zu, die von der Heidschnucken aber nicht verwertet wurde, auch weil die vielbeinige Devils-Deckung des öfteren ihrem Keeper den Arsch rettete.
Auf der anderen Seite scheiterte Danneker mit einem Alleingang an AEC-Goalie Beukeboom (9.) und erinnerte die Verteidigung der Gastgeber nachdrücklich an die Stärke der Ostseedörfler. Offensiv näherte sich der AEC hingegen dem Tor weiter an: Demianiuk (10.), Heitmann (11.) und Takkula (12.) sorgten für Chancen im Minutentakt.
Eine doppelte Strafzeit für den AEC unterbrach dann die Angriffsbemühungen der Gastgeber und ließ die Devils nun an der Führung schnuppern. Doch die Heidschnucken waren auch mit drei Mann konzentriert und fokussiert, bekamen Schläger oder Körper zwischen Puck und Tor und ließen das Überzahlspiel der Gäste verpuffen. Kragh hatte, von der Strafbank kommend, sogar die Kontergelegenheit, scheiterte aber an Bontorin.
So ging es weiter wie zuvor: Timmendorf scheiterte per Konter an Beukeboom, während Bontorin Perone´s Schuss nur prallen lassen konnte. Kragh bekam aber zu wenig Kontrolle beim Nachschuss, der auf der Brust des Schlussmanns landete. Pausentee.
Nun ziehen wir auch ein wenig das Tempo an, denn am temporeichen und intensiven Spielgeschehen änderte sich auch im zweiten Abschnitt nichts. So zählten wir bis zur 31. Minute 7 weitere gefährliche Abschlussmöglichkeiten für den AEC, dem 2 der Gäste gegenüberstanden.
Die dritte war dann leider drin. Hendersen hatte auf dem rechten Flügel wahrlich viel zu viel Platz und der Topscorer der Gäste ließ sich auch nicht lange bitten um das 0:1 zu markieren. Das war definitiv zu einfach gewesen.
Doch die Gastgeber blieben ungerührt ihrer Linie treu und bekamen in Minute 36 das erste Powerplay zugesprochen. Auch hier schien man wieder Chance um Chance zu verpassen, ehe es dann doch schepperte. Kristian Kragh erlöste die Fans und sein Team, mit einem Schuss aus spitzem Winkel und sorgte für den überfälligen Ausgleich (37.).
Bis zur zweiten Pause schossen dann beide Teams die Keeper weiter warm, wobei auch hier der AEC mehr Abschlüsse auf dem Konto hatte. 1:1 nach Toren, 39 zu 21 nach Torschüssen. Der AEC braucht einfach zu viele Chancen für ein Tor ...
Die letzten zwanzig Minuten begannen mit dem verübergehenden Stimmungskiller für die Heimfans. Beukeboom konnte einen Fernschuss nur nach vorne abwehren und Hofmann schaltete am schnellsten und verarbeitete den Rebound für die Gäste zur 1:2-Führung (42.). Welch bittere Ironie. Wenig später dann auch noch eine unglückliche Strafe. Der springende Puck rutschte Felix Siglreithmaier, beim Versuch zu klären, über das Plexiglas. Doch die Devils konnten trotz einer Möglichkeit von Schnabel nicht nachlegen, mussten gar einen Konter von Cypas löschen.
Kaum war der AEC wieder komplett, erwischte man die Gäste endlich einmal auf dem falschen Fuß. Während halb Timmendorf zum Wechseln fuhr, erkannte Keeper Beukeboom den freien Raum und schickte Dmytro Demianiuk steil. Dieser legte überlegt auf Yannick Henry zurück, welcher Bontorin über die Schienen, zum 2:2, überwand (45.).
Das Momentum kippte nun merklich in Richtung des AEC. Demianiuk (48. & 53.), Viitanen (49.), Herklotz (51.), Takkula (52. & 55.) und Kragh (56.) kamen zum Abschluss, während die Devils nur einen brandgefährlichen Alleingang von Mennear dagegensetzen konnten (55.). Interessanterweise resultierte dieser aus einer Situation, in der Kristian Kragh recht offensichtlich durch einen gegnerischen Stock zu Fall kam, die Pfeife von Referee Frieske aber stumm blieb.
Zwei Minuten später blieb diese auch stumm, noch ging der Arm nach oben. Aber was war geschehen? Ein Gästespieler war nach einem Check von Dmytro Demianiuk zu Boden gegangen. Für den Referee, der nur wenige Meter neben dem Ort des Geschehens stand, offensichtlich ein fairer Einsatz des Adendorfer Angreifers. Doch da der Timmendorfer sich bei der Aktion verletzt hatte und liegen blieb, wurde das Match nach wenigen Sekunden unterbrochen. Während sich die Sanitäter um den verletzten Spieler kümmerten, beriet sich nun das Unparteiischentrio. Warum nun Referee Frieske, der die Partie bekannt großzügig aber auch souverän leitete, zu seiner folgenreichen Entscheidung kam, wird wohl sein Geheimnis bleiben. "Dima" bekam jedenfalls eine fünfminütige Strafzeit aufgebrummt. Der Zuspruch für diesen Call war lediglich im Gästeblock hoch.
Der AEC somit in Unterzahl, mit 142 Sekunden auf der Uhr, um sich in die Overtime zu retten. Doch nach 27 Sekunden hatte sich das dann auch erledigt. Brett Mennear nahm Maß und traf zum 2:3. Glücklich, verdient, unverdient, abgezockt – man wähle sich das passende Adjektiv zur persönlichen Stimmung an dieser Stelle aus. Interessante Randnotiz war dann die Strafe für den Torschützen für seinen exzessiven Torjubel.
Da eine fünfminütige Strafzeit nach einem Gegentor nicht verfällt spielte der AEC nun leider kein Powerplay, sondern nur 4 gegen 4. Die weiteren Ereignisse waren daher vorherzusehen. Die Heidschnucken zogen ihre Auszeit, spielten die Scheibe auf Bontorin, der den Puck festmachte. Beim anschließenden Bully vor dem Gästetor hatte Beukeboom bereits seinen Kasten für den fünften Angreifer verlassen. All in AEC. Kragh fand in der Folge nur Bontorin, der die lange Ecke dicht machte. Die letzte Möglichkeit zum Ausgleich, denn Timmendorf setzte nach und Schnabel traf ins leere Tor (60.). Die Entscheidung.
Der AEC verlor damit sein ersten Pflichtspiel der neuen Spielzeit. Ein Spiel, dass eine Overtime verdient gehabt hätte und nicht dieses Ende.
"Let the boys play"
Für die Heidschnucken gehen nun die harten Wochen los. Am kommenden Freitag gastiert man dann beim HSV. Vorausgesetzt man hat Stellingen dann die Eismaschine repariert. Denn während in Adendorf gespielt wurde, riss beim Hamburger Derby zwischen den Rautenträgern und den Crocodiles ein Hydraulikschlauch, was nach einem Drittel zum Spielabbruch führte. Die Farmsener führten zu diesem Zeitpunkt mit 1:0 gegen die Jungs aus dem Palast der Winde. Vermutlich wird das Spiel neu angesetzt.
Zu Hause geht es dann knapp 24 Stunden nach dem Auswärtsspiel weiter: Die Harsefeld Tigers geben sich die Ehre und stellen sich zum ersten Mal in dieser Saison in Adendorf vor. Eben jene Tigers spielten am Freitag auch parallel zum Dorfderby und sorgten in Bremen für die nächste Überraschung in der Liga. Mit 3:0 führten die Gäste gegen die, bis hierhin, sieglosen Weserstars und verloren dann doch noch mit 3:6.
Wenn man bedenkt, dass die Tigers Tabellenführer Braunlage besiegten und Timmendorf mit 7:1 abfertigten, kann man, über die Niederlage beim Tabellenletzten, nur ungläubig den Kopf schütteln. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Prognosen unmöglich, jedes Spiel eine Wundertüte. Was wollen wir mehr ...