Wenn das Sportliche in den Hintergrund rückt
Es war ein intensives, zeitweise hochklassiges, Eishockeyspiel, welches die knapp 1500 Zuschauer im Walter-Maack-Eisstadion von den beiden Teams geboten bekamen. Doch der 5:3-Sieg des AEC gegen die Jadehaie rückte ob der schweren Verletzung von Gästespieler Eriks Zubulis in den Hintergrund.
Daher ist es nur recht, wenn eben Eriks diesen Nachbericht eröffnet:
Vielen Dank an alle für die Wünsche und Unterstützung! Zum Glück habe ich keine schwere Verletzung. Meine Beine haben sich erholt – mit Schmerzen. Aber ich kann stehen und mich bewegen. Bald werde ich auch Laufen :-D
Nochmals vielen Dank für Eure Unterstützung! Ich komme stärker zurück!
Eine Nachricht die bei uns Erleichterung auslöst. Lieber Eriks, wir wünschen dir, auch noch einmal auf diesem Wege, gute Besserung, vollständige Genesung und dass du schon bald wieder deinem Sport nachgehen kannst!
Wie bekommen wir jetzt eine geeignete Überleitung zum eigentlich Spielgeschehen hin? Schwierig, aber wir versuchen es mal so ...
Da die Anreise der Gäste von der Nordsee sich verzögert hatte, verspätete sich auch das Warmup der Teams und das erste Bully um rund 20 Minuten. Beim ECW fehlte Verteidiger Kristaps Nimanis gesperrt sowie die gefühlte Nummer 1 im Kasten, Adam Gerhardt. Beim AEC wurde weiterhin Goalie Adam Beukeboom geschont, womit David Kovács wieder Spielpraxis sammeln konnte. Ansonsten durfte AEC-Coach Mitch Pohl aus dem Vollen schöpfen, meldeten sich doch alle zuletzt Erkrankten wieder fit. Ville Saukko gab zudem seit Debüt für die Heidschnucken.
Es sollte ein temporeiches und intensives Spiel von Beginn an werden. Ein echtes Spitzenspiel das seinem Namen gerecht wurde und, zumindest in den ersten 30 Minuten, das Herz jedes Eishockeyfans höher schlagen ließ.
Die Anfangsphase gehörte, begünstigt durch eine frühe Strafe gegen die Jadehaie, zunächst dem AEC. Hier bot sich Ville Saukko die erste Chance in der Partie, gefolgt von Möglichkeiten für Kristian Kragh und Jesper Ahlgren. Auf der Gegenseite verzog Piskunovs in der 4. Minute die erste bessere Chance für die Gäste. Die erste Strafe für die Heidschnucken brachte dann sogleich weitere Gefahr für das Tor der Hausherren, aber Kovács und der Pfosten retteten.
Es folgte die erste längere Phase ohne Strafe und es wurde deutlich, dass beide Teams wirklich mit Volldampf agierten. Frühes Anlaufen, harte und verbissene Zweikämpfe, kompromisslose Defensive – die Kontrahenten schenkten sich wahrlich nichts. Playoffhockey zum Ende der Hauptrunde.
Die nächste Unterzahl für die Heidschnucken brachte dann auch die etwas überraschende Führung mit sich. Kragh konterte, legte auf den mitgelaufenden Domantas Cypas, der mit einem platzierten Schlagschuss Maksims Cmutovs im Gästegehäuse überwand. Sande drängte aber direkt auf die Antwort und hätte durch Vitalijs Jache auch fast zugeschlagen, aber dem Angreifer versprang die Scheibe in aussichtsreicher Situation.
Nach dem Ablauf der Strafe ging es weiter, intensiv wie eh und jeh. Klare Chancen wussten aber die Defensivverbünde meist zu verhindern, so dass es zwar zu Abschlüssen kam, diese aber sichere Beute der Keeper wurden. Doch in Minute 19 bekam Cmutovs eine Bogenlampe von Tim Junge nicht unter Kontrolle was Kristian Kragh nutzte und den Rebound zum 2:0 hinter die Linie schob, was auch der erste Pausenstand war.
Eine weitere Strafe, noch aus dem ersten Durchgang, ließ den ECW zu Beginn der zweiten zwanzig Minuten wieder Überzahl spielen, was dann auch nach wenigen Sekunden bereits Früchte trug. Jache traf zum Anschluss. Jesper Ahlgren hätte nur kurz danach den alten Abstand herstellen können, aber Cmutovs rettete ins höchster Not.
Dann gab es wieder eine Strafe für den AEC und die Jadehaie drückten auf den Ausgleich, um sich wieder auskontern zu lassen. Kragh bediente mustergültig Niki Huovinen der nun das 3:1 besorgte. Es wurde nun zunehmend körperlicher, was Pascal Heitmann als erstes zu spüren bekam, der mit einem harten, aber auch fairen, Check im Angriff gestoppt wurde. Die Zweikämpfe an den Banden wurden knackiger und Checks immer öfter zuendegefahren.
In Minute 27 und 28 buchten dann gleich zwei Haie die Kühlbox und der AEC spielte zeitweise in doppelter Überzahl. Hier konnte zunächst Cmutovs und die Latte das vierte Adendorfer Tor verhindern, ehe doch ein weiterer Strahl von Cypas einschlug und auf 4:1 stellte (30.).
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Spieler des Abends: Vitalijs Jache für den ECW, Domantas Cypas für den AEC |
Doch nur eine Minute später kehrte Stille ins weite Rund ein. Eriks Zubulis hatte nach einem Zweikampf die Balance verloren, war unkontrolliert in die Bande gekracht und anschließend auf dem Eis liegen geblieben. Die Behandlung Eriks führte schließlich zu einer rund dreißigminütigen Unterbrechung, in deren Verlauf immer klarer wurde, dass sich der Verteidiger schwerer verletzt hatte und zur Behandlung ins Krankhaus gebracht werden musste.
In dieser Unterbrechung wurde dann von beiden Teams entschieden das Spiel fortzuführen, was dann vom Referee sehr ad hoc umgesetzt wurde. Ohne Aufwärmphase für die mittlerweile "kalten" Spieler und während abseits des Eises Eriks weiter behandelt wurde, wurde so der Puck wieder eingeworfen. Wenig überraschend, dass diese surreale Situation auf den Tribünen mit Stille quittiert wurde, die erst wich als Eriks, mit den besten Wünschen vieler Fans, aus der Halle gebracht wurde.
Unterdessen hatte Sande, nach einigen irritierenden Minuten auf dem Eis, das 2:4 durch Piskunovs erzielt (34.) und dem AEC offiziell signalisiert, dass der ECW Eishockey spielen wolle. Zudem begannen beide Teams, die Grenzen von Referee Treitl auszuloten, doch dessen Pfeife sollte im weiteren Spielverlauf stumm bleiben, was auf beiden Seiten zu einigen grenzwertigen Situationen und generell zu keinem guten Klima führte. Die Hausherren brauchten einige Momente, um spielerisch wieder in Tritt zu kommen, wodurch die Jadehaie durch Dejdar und Perreault die deutlicheren Chancen zum 4:3 hatten. Während Sande nicht traf fiel das 5:2 dann etwas überraschend, 15 Sekunden vor der Sirene, durch Ahlgren.
Der ECW antwortete im Schlussdrittel früh, hatte aber auch Glück das Perreaults Schuss vom eigenen Mann abgefälscht wurde und Kovács ohne Chance blieb (42.). Die Gäste intensivierten nun ihre Bemühungen, gingen mehr ins Risiko. So kam der AEC zu Kontergelegenheiten die aber weder Lauri Viitanen (45.) noch Kristian Kragh (46.) nutzen konnten. Nachdem Kovács das schon sichere 5:4 mit einer Glanzparade verhinderte, zog Mitch Pohl die Bremse und nahm seine Auszeit. Dies brachte ein wenig mehr Disziplin zurück, aber kaum Ruhe, denn die Jadehaie attackierten nun äußerst aggressiv bis hinter das gegnerische Tor.
Es wurde eine Abwehrschlacht auf hohem Niveau, in der David Kovács und seine Vorderleute mehr als einmal in höchster Not retten mussten. Aber den Heidschnucken gelang es, dem permanenten Druck des ECW gelegentlich zu entkommen und die dringend nötige Entlastung zu schaffen. So tickte die Zeit von der Uhr und Sande mühte sich vergebens, holte gar in den Schlussminuten Cmutovs für den sechsten Angreifer vom Eis. Hier behielt der AEC einen kühlen Kopf und versuchte nicht mit der Brechstange das leere Tor zu treffen, sondern ließ vielmehr clever die Zeit von der Uhr laufen. Zwar hatte Huovinen sogar noch die Chance auf das Empty-Net, aber der Winkel wurde am Ende zu spitz. Wenig später war dann Schluss, wobei der Jubel dann doch ein wenig gedämpfter ausfiel, mit Blick auf Geschehene.
Mit dem Sieg übernahm der AEC nun wieder die Tabellenführung, hat auf den Dritten aus Sande 9 Zähler Vorsprung und eine 10 Treffer bessere Tordifferenz. Damit bleibt den Jadehaien nur noch ein geringe Restchance auf Platz 2. Für die Heidschnucken geht es am Sonntag dann in das nächste Endspiel, wenn man zum Gastspiel nach Harsefeld reist. Die Tigers, welche in dieser Spielzeit alle drei Vergleiche gegen Meister Braunlage gewannen, sind sehr heimstark. Es wird daher kein leichtes Unterfangen, wenn der AEC dort drei Punkte holen will. Da der TuS am Freitag ebenfalls spielte und in Timmendorf mit 4:5 verlor, haben beide Teams die gleiche Erholungsphase.
Das dritte Spiel am Freitag war das Hamburger Derby. Vor ausverkauftem Haus gewannen die Crocodiles gegen den HSV mit 6:1 und rutschten damit wieder auf den 4ten Rang. Der HSV hingegen muss weiter zittern und am Sonntag in Bremen den Abstiegsgipfel gewinnen, sonst scheint die Relegation fast unausweichlich.